Am Anfang standen die Begeisterung für das Zweirad im Allgemeinen, sowie der direkte Kontakt zu den Rennstrecken Europas. Nach der Ära Kleinkraftrad kamen – noch vor der Möglichkeit ein Motorrad legal auf öffentlichen Straßen zu bewegen – die ersten Fahrversuche auf abgesperrten Rennstrecken. Entsprechend war bereits von Beginn an das Fahrwerk sowie die entsprechenden Möglichkeiten der Einstellung ein wichtiges Thema für mich, welches uns bis heute begleitet. In dieser Zeit wechselten pro Saison des Öfteren die Modelle, wobei Meilensteine wie die Suzuki GSX-R Limited auch für den damaligen Zeitpunkt fahrwerkstechnisch schon ab Werk auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt waren.
Die bereits von Beginn an bestehende Begeisterung für den luftgekühlten 6-Zylinder Honda CBX Motor veranlasste mich dann Ende der 80er Jahre ein entsprechendes Fahrwerk für dieses Modell umzusetzen. Mit der Firma Martin aus Frankreich fand ich dann auch einen Partner, der meine Vorgaben umsetzen konnte. So entstand in Zusammenarbeit mit der Firma Martin zum ersten Mal ein komplettes Fahrwerk, welches vom Radstand und Lenkkopfwinkel an die GSX-R Limited Modelle angelehnt war, jedoch den gewaltigen Honda 6-Zylinder Motor aufnehmen konnte. Auch heute noch gelten die Einstellmöglichkeiten von Lenkkopfwinkel und Radnachlauf als Besonderheit.
Nahezu zeitgleich erfolgten auch die ersten Kontakte zu den Modellen von Harley-Davidson. Es war wohl das Interesse und die Vorliebe für große und auch großvolumige Motoren mit den entsprechenden Drehmomentverläufen. Was heute als „Old-School“ bezeichnet wird, war zu diesem Zeitpunkt noch Top aktuell und erste Modifikationen am Motor führten zu beachtlichen Drehmomentausbeuten. Die verwendeten Fahrwerke stammten jedoch nahezu unverändert von Anfang der 70er Jahre. Allerdings existierte für die H-D Modelle bereits zu diesem Zeitpunkt ein „gigantischer“ Zubehörmarkt, der überwiegende Teil des Angebots diente jedoch zur rein optischen Aufwertung. Unsere eigenen Ansprüche bezüglich Fahrbarkeit führten bereits zu diesem Zeitpunkt zu den ersten Eigenanfertigungen von z.B. Gabelbrücken. Zwar war auch zu diesem Zeitpunkt der Markt an Gabelbrücken bereits überfüllt, doch damals konnten wir keinen Hersteller ausfindig machen, welcher unsere Wunschvorgaben für einen positiven Radnachlauf nur annähernd erfüllen konnte. Hinterradschwingen wurden gegen steifere Konstruktionen getauscht und die Stoßdämpfer bereits zu dieser Zeit speziell für die entsprechenden Fahrzeuge gefertigt.
Die Geburtsstunde von R&R Customizing
Nach etlichen Jahren in welchen wir unser „Hobby“ sehr intensiv betrieben, erfolgte 1994 der erste Schritt in die Selbständigkeit. Aus dieser Zeit resultiert auch der noch heute verwendete Firmenname
R&R Customizing.
Dabei wurde der Begriff „Customizing“ sowie der anfängliche Slogan „Performance Parts and Accessoires“ zum bis heute existierenden Hauptaugenmerk. Vorrangig ging und geht es uns um die individuelle kundenspezifische Gestaltung mit technischen Komponenten, welche vor allem auch das Fahrverhalten verbessern. Bereits kurz nach der Firmengründung fertigten wir unter anderem Gabelbrücken sowie verschieden Montageteile für mehrere Fahrwerkshersteller und entsprechende Zubehörlieferanten. Mit den ersten Buell Rohrrahmen Modellen begann für uns eine neue Ära. Die zu diesem Zeitpunkt noch relativ unbekannten Fahrzeuge trafen direkt unsere, von Beginn an existierende Philosophie vom drehmomentstarken großen Motor im handlichen Fahrwerk.
Allerdings zeigten auch die Buell Modelle aus dieser Zeit eine ganze Reihe von „Verbesserungspotenzial“. Da wir selbst intensiv mit diesen Modellen unterwegs waren, fertigten wir eine ganze Reihe von Teilen für welche wir jedoch zu diesem Zeitpunkt keinen Händler fanden, der diese auch in sein Vertriebsprogramm aufnehmen wollte. Zu gering waren die Verkaufszahlen um die Produkte in einem der damaligen Kataloge zu listen.
Somit starteten wir 1998 mit dem Eigenvertrieb der von uns gefertigten Teile für die Buell Modelle. Im Jahr 2001 stellte dann Harley-Davidson den ersten wassergekühlten V-Twin Motor vor, eine Revolution für die eingefleischte H-D Kundschaft. Für uns war es jedoch wieder der Motor, welcher vor allem durch seine Leistung überzeugte. Mit der logischen Konsequenz dass uns eine weitere Basis zur Verfügung stand, welche unsere immer noch existierende Philosophie traf. Zwar steht das optische „Customizing“ klar im Vordergrund, jedoch nur wenn wir uns mit der entsprechenden Performance auch identifizieren können. So fertigen wir z.B. Breitreifenkitts nur bis zu den Größen, welche wir selbst auch als gut fahrbar bezeichnen und dies auch gegenüber unseren Kunden vertreten. Den Vertrieb bzw. die Montage von Komponenten, welche das Fahrverhalten verschlechtern, oder sogar zu gefährdenden Situationen für Fahrer und Maschine führen, lehnen wir bis heute ab.